Sein Investitionskapital in ein Kasperltheater, das er nach der Loslösung aus seiner Familie betrieb, betrug angeblich 58 Pfennige. Zu seinen besonderen Begabungen gehörten sein Einfallsreichtum und das Führen des Publikums, aber auch sein handwerkliches Geschick, das er in einer Korbmacherlehre erwarb. 1879 erbte er das »Münchner Zaubertheater« seiner Eltern. Mit diesem Zaubertheater erlangte er Berühmtheit.

 

Sein Hauptreisegebiet war Bayern. Ab April zog er von seinem Winterquartier in München beispielsweise im Jahr 1907 nach Augsburg – Ingolstadt – Bamberg – Würzburg – Schweinfurt – Neustadt/Saale – Hildburghausen – Sonneberg – Meiningen – Coburg –Kronach – Nürnberg – Vilshofen – Landshut zurück nach München zum Oktoberfest und
zur Dult.

 

In seinem »Variété Zauber Geister Theater« traten neben seinen Familienangehörigen auch bis zu 25 verschiedene Künstler und Artisten auf. Zum Illusionstheater gehörten Nummern wie »Schichtl lässt eine Person von der Bühne bis zur Galerie fliegen« und die »Enthauptung einer lebenden Person mittels Guillotine«, die beim Publikum sehr gut ankam. Eine eigene Musikkapelle spielte dazu. Der Theaterdirektor Schichtl selber führte Zauberkunststücke und Illusionen vor. Bekannt war er auch für seine Virtuosität auf der Trommel. Die Theatervorstellungen dauerten mindestens eine Stunde und waren bekannt für ihre Qualität und ihren Witz.

Einen kostenlosen Vorgeschmack gab Michael August Schichtl schon jedem Passanten
mit seinen legendären Paraden vor den Toren des Theaters. Der Direktor pries dabei sein Programm an und stellte seine Artisten vor. Mit derben Ansprachen ließ er dem Publikum fast keine andere Wahl als sein Theater zu besuchen.

Michael August Schichtl

Michael August Schichtl (geb. 1851 in München) Theaterdirektor und Münchner Original, ist der bekannteste Schau-steller im deutschspra-chigen Raum. Er war eines von fünf Kindern einer Artistenfamilie
und gehörte einem erst durch die Industrialisie-rung neu entstandenen Gewerbe an: der Schau-stellerei.

Porträt Michael August Schichtl.

Münchner Stadtmuseum

Porträt Michael August Schichtl.
Münchner Stadtmuseum

Er lebte mit seiner Frau Eleonore, einer Stieftochter, einem Pflege-sohn, seiner Tochter – die aber bereits im Alter von 13 Jahren nach dem Besuch von 63 verschiedenen Schulen starb – und vielen Mitgliedern seiner Truppe zusammen. Schichtl entließ die Artisten im Winter in der vorstellungsfreien Zeit nicht. Er bot ihnen »im Winter ein Dach über dem Kopf und sorgte dafür, dass sie es warm haben«.

 

Besondere Anerkennung erfuhr von den Schaustellern und Künstlern nicht nur wegen seiner hervorragenden Darbietungen, sondern auch wegen der Verantwortung, die er für seine Mitarbeiter übernahm. Diese Eigenschaft brachte ihm den Namen Papa Schichtl ein.

 

Michael August Schichtl starb überraschend bei der Hochzeit seines Pflegesohnes, des Hochradartisten Pepi Wölfle, 1911 in München.
Er liegt begraben auf dem Münchner Waldfriedhof, Alter Teil Sektion 30, Reihe 7, Grab 1.

»Auf gehts beim Schichtl!«.

Michael August Schichtl-Stiftung

Theater-Programm
Münchner Stadtmuseum

Porträt Michael August Schichtl mit seiner Frau • Münchner Stadtmuseum

In München gibt es bereits seit 1931 eine Schichtlstraße. Die amtliche Namenserläuterung der Landeshauptstadt München für die Schichtlstrasse lautet: “Michael August Schichtl, genannt ”Papa Schichtl”, geb. 22.10.1851 zu München, gest. 16.02.1911 zu München. Münchner Orginal, Humorist und Schausteller auf dem Münchner Oktoberfest; erhalten hat sich der Ruf Schichtl’s »Auf geht’s beim Schichtl«, womit der Beginn einer neuen Arbeit ausgedrückt wird”.