Eine Woche vor Beginn des Oktoberfestes lud das Augustinum München-Nord mit
einer außergewöhnlichen Ausstellung zur Einstimmung auf die Wiesn ein. Vom
12. September bis 12. Oktober 2014 präsentierte das Haus eine der traditionsreichsten Schaustellerdynastien des Volksfestes, die mit dem Ausruf „Auf geht's beim Schichtl" und der legendären „Enthauptung einer lebenden Person mittels Guillotine" seit Generationen Besucher aus aller Welt anzieht. Dahinter steht eine bis ins 17. Jahrhundert zurück-reichende weit verzweigte Schaustellerfamilie, die durch die Heirat des ehemaligen Geschäftsführers des Augustinum Werner Noack mit der Ururenkelin des Münchner Vertreters der Familie, Michael August Schichtl, sogar mit dem Augustinum verbunden ist.
Die teils erstmals öffentlich gezeigten Exponate der Ausstellung stammen aus der Noack'schen Michael August Schichtl-Stiftung und umfassen so kuriose wie einzigartige Objekte wie ein Modell der auf dem Oktoberfest verwendeten Guillotine, die Totenmaske von Michael August Schicht! und originale Kassenbücher des Theaters. Dazu kommen Marionetten aus „Xaver Schichtl's Wandervarieté", einem anderen Familienbetrieb der Schaustellerdynastie, die das Theaterfigurenmuseum Lübeck dem Augustinum für die Ausstellung zur Verfügung stellt. Mit der gemeinsamen Präsentation der verschiedenen Sammlungen kommt es in der Münchner Ausstellung also gleichsam wieder zu einer Familienzusammenführung der Schichtl-Dynastie.
Xaver Schichtl (1888-1965) war der Neffe von Michael August Schichtl und betrieb ein
„Marionetten- und Varieté-Theater", das er von seinem Vater übernommen hatte. Xaver Schichtls Vorstellungen genossen zur Hochzeit des Varietés einen erstklassigen Ruf.
Auf clevere Weise nutzte er die Bildungssucht des Bürgertums für das Geschäft und für
seine Kunst und machte sein Marionettentheater zu einer guten Adresse für die adäquate Unterhaltung vornehmer Familien, die Jahrmärkte aus Angst vor Läusen und Prügeleien ansonsten eher mieden. Mit dem Werbeslogan „Vornehmstes Familientheater" traten die Schichtls auch in Lübeck und in den Bädern der Ost- und Westküste von Schleswig-
Holstein auf. Parallel zu dieser Ausstellung zeigen die Lübecker in der Sonderausstellung „Schichtl’s Marionetten-Varieté: Feinstes und vornehmstes Familientheater“ (vom 6. Juli bis 31. Dezember 2014) Marionetten und Requisiten eines anderen Familienangehörigen, nämlich „Xaver Schichtl‘s Wandervarieté“.
Begleitet wurde die Ausstellung durch ein fulminantes Rahmenprogramm: Die Vernissage
am 12. September begann zünftig mit Blasmusik und dem Anstich eines Bierfasses –
zwar nicht durch den Münchner Oberbürgermeister, aber dafür gibt Alt OB Christian Ude
einen satirischen Abriss auf das Oktoberfest. Bis zur Finissage am 12. Oktober folgten
G'schichten in Bairischer Mundart, ein Konzert der Fraunhofer Saitenmusik sowie eine
Expertenrunde zum Oktoberfest, unter anderem mit der langjährigen Münchner Touris-
mus-Chefin und Festleiterin des Oktoberfestes Dr. Gabriele Weishäupl sowie Schichtl-Experte Oliver Stey. Ein weiterer Höhepunkt war die Uraufführung des neuesten Films
von Klaus Bichlmeier „Auf gehts beim Schicht!".
Dagmar und Werner Noack anlässlich der Schichtl Ausstellung im Augustinum München-Nord im September 2014
Alt Oberbürgermeister von München Christian Ude und Vorstand der Noack’schen Michael August Schichtl Stiftung Werner Noack anlässlich der Schichtl-Ausstellung im Augustinum München-Nord im September 2014
Letzte Ausstellung 2011:
Zum 100. Todestag von Michael August Schichtl zeigte das Bier & Oktoberfestmuseum München eine Sonderausstellung über das Lebenswerk von Michael August Schichtl.
Weitere Informationen rund um das Münchner Oktoberfest finden Sie hier:
›› Bier und Oktoberfestmuseum München
›› Auf geht's beim Schichtl noch heute jedes Jahr auf dem Münchner Oktoberfest!
Dagmar Noack-Schichtl und Alfred Klunker-Schichtl mit einer von ihm 1996 gefertigten Marionette
Dokumentarfilmer Klaus Bichlmeier und Dagmar Noack
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